Wenn Florian Hammerstein über seinen Wildkaffee aus Kaffa spricht, wird schnell klar: hier hat jemand seine Leidenschaft gefunden. Seit über 15 Jahren importiert der Diplomkaufmann aus Freiburg mit seiner Firma „Originalfood“ aus Äthiopiens Süden Arabica, der von Kleinbauern aus dem Urwald gepflückt wird. Rund 15.000 sind es inzwischen, die sich mit Unterstützung der deutschen Firma zu Kooperativen und einer Genossenschaft zusammengeschlossen haben.
Schon seit 2016 ist Florian Hammerstein wohlwollender Beobachter unserer Vereinsaktivitäten – so hatten wir ihn Ende Januar zu einem Onlinestammtisch eingeladen. Mit über 30 Teilnehmern war der Abend die bisher am besten besuchte Online-Veranstaltung des Vereins. Durch Kontakte zum Magazin GEO war Hammerstein 2003, der sich schon in den 80er-Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen begann, auf den wild wachsenden Arabica-Kaffee in Kaffa aufmerksam gemacht worden. Kaffa, ein früheres Königreich, das heute ein Bezirk im äthiopischen Bundesstaat Southern Nations ist, gilt der Legende nach als Urheimat des Kaffees. Kurzerhand flog er nach Äthiopien und schon wenige Monate später kam in Deutschland der erste Container grüne Kaffee an. Schnell war klar: Die Qualität des Kaffees ist einzigartig – allerdings ließ die weitere Verarbeitung zu wünschen übrig: „Schwierig, wenn der Kaffee vor der Hütte liegt und die Hühner drüber laufen.“ Viel Arbeit wurde deshalb seither in die qualitative Weiterverarbeitung gesteckt: Ausbildung und Koordination der Bauern, Bau von Lagerflächen – auch unterstützt von der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Seit 2005 ist der Kaffee Bio- und Transfair-zertifiziert.
Die „Originalfood GmbH“ ist aber weiterhin eine wirtschaftliche Unternehmung, in die Hammerstein und weitere Gesellschafter Geld investiert haben. Seit kurzem sei man „operativ positiv“ berichtete der Geschäftsführer. Der Weg in die Läden sei harte Arbeit gewesen. Ein Argument hatte Hammerstein dabei immer parat: „Wir sind so Speziell, dass wir kein anderes Produkt im Sortiment ersetzen, sondern jedes Sortiment ergänzen“. Den Kaffa-Kaffee bietet Originalfood inzwischen in drei unterschiedlichen Varianten (mild, medium, Espresso), es gibt eine „Coffee Collection“ mit drei unterschiedlichen Lagerkaffes. Als erste haben „Originalfood“ in kompostierbare Kapseln angeboten. Inzwischen verkauft Hammerstein auch grüne Kaffee an andere Röster und Marken. Bis zu 300 Tonnen Kaffa-Arabica kommen so jährlich insgesamt zusammen.
Im Zentrum dabei vor allem die Produzenten in Äthiopien: „Bei den Preisverhandlungen fragen wir jedes Mal: Was braucht ihr dieses Jahr?“ – fairer geht eigentlich kaum. Der nächste große Schritt für noch mehr Wertschöpfung im Erzeugerland ist bereits geplant: das Rösten in Äthiopien. Allerdings gibt es hier einige Schwierigkeiten vor Ort aus dem Weg zu räumen: die nötigen Maschinen, hohe internationale Industriestandards und vor allem das Wissen um qualitativ hochwertiges Trommelrösten. In Sachen Ausbildung gibt es im Moment ein Projekt der Bayerischen Staatskanzlei, an dem Originalfood beteiligt ist. Wer Hammerstein kennt weiß: Der erste in Äthiopien geröstete Kaffee ist nur eine Frage der Zeit. Immer näher ans Ziel „den besten Kaffee der Welt“ zu machen, wie Hammerstein nur halb im Scherz sagt.
Den Kaffee von Florian Hammerstein gibt es im Vaterstettener Bio-Markt und als „Abol Buna“ auf www.proethiopia.de, ein gemeinnütziger Shop, der auch Produkte aus Alem Katema anbietet.
Übrigens: Ein Drittel der Kaffee-Qualität wird beim Anbau gemacht, ein zweites Drittel bei der Röstung – das letzte Drittel bei der Zubereitung. So kann dann leider aus dem „besten Kaffee der Welt“ auf die letzten Meter doch noch richtige Plörre werden.