„Der Verein leistet einen ganz wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung“, lobte Bürgermeister Georg Reitsberger den „Partnerschaft mit Alem Katema e.V.“ am vergangenen Samstag bei seiner jährlichen Mitgliederversammlung im großen Sitzungsaal des Rathauses. Nicht ohne auf seinen letzten Besuch Ende Oktober mit einem Augenzwinkern zurückzublicken: „Sie haben uns nicht verhungern lassen, sondern einfach ein Schaferl geschlachtet“, erzählte er und spielte dabei auf eine gar nicht mal so lustige Situation an. Bei der Reise anlässlich des 25. Jubiläums hatte die Reisegruppe um Vereinsvorsitzenden Anton Stephan und den Bürgermeister zwei Tage aus Sicherheitsgründen in den Guesthouses verbringen müssen.
Dies war jedoch die einzige größere Schwierigkeit im Jubiläumsjahr von der Anton Stephan vor rund 40 Mitgliedern zu berichten hatte. Vor allem der zweiwöchige Besuch der achtköpfigen Delegation aus Alem Katema war ein großer Erfolg. Workshops, Diskussionen und Besuche machten den Aufenthalt nicht nur zu einem einzigartigen Erlebnis für die Gruppe aus Äthiopien, sondern auch zu einem wichtigen inhaltlichen Bestandteil der Vereinsarbeit. Der Fokus lag dabei vor allem auf dem Bau des 3. Kindergartens, der Unternehmerförderung und der Fortbildung von zwei Kindergartendirektorinnen aus Alem Katema. Für die Delegationsreise bedankte sich Stephan für die Zuschüsse des Bayerischen Staatsregierung (8.400 €), der Gemeinde ca. 2.000 €) und dem Landratsamt Ebersberg (1000 €).
Über die Projektarbeit in Alem Katema berichtete Projektmanager Alexander Bestle: Für die Gemeinde Vaterstetten und die Stadt Alem Katema hat der Verein im November das dreijährige Projekt NAKOPA zu Ende gebracht. Dabei ging es um Unternehmer-Kurse an der „Almaz Böhm Vocational School“ und um Kurse zum Wissenstransfer in den Bereichen IT, Construction und Automotive. Eine Punktlandung zum Projektende gab es dabei beim Traktor: Nach der Lieferung eines Transportanhängers konnten endlich Kurse für die Berufsschullehrer stattfinden. Immer noch fehlen leider ein bestelltes Wasserfass und ein Vakuumtank. Bis zu deren Lieferung wird der Traktor vor allem zur Müllsammlung verwendet. „Der Stellenwert von Unternehmertum in Alem Katema und vor allem an der Berufsschule ist anders als vor dem Projekt“, berichtete Bestle. 90 Prozent der rund 200.000 € des Projekts kamen vom Bund – 20.000 € steuerte die Gemeinde bei.
Seit Mitte des Jahres 2019 läuft in Alem Katema außerdem ein Projekt mit den Webern von Alem Katema. Rund 30 von ihnen wurden an neuen und effizienteren Webstühlen ausgebildet und im Anschluss daran auch damit ausgestattet. Eine Weberhalle wurde mit neuen Fenstern versehen, eine Toilette wurde gebaut. Insgesamt geht es um mehr Wertschätzung für das traditionelle Handwerk und eine Absicherung der Arbeitsplätze in der Zukunft. Deshalb beinhaltet die Maßnahme auch die Gründung einer Vertretung für alle Weber von Alem Katema. Das Projekt in der Gesamthöhe von 33.000 € wird mit 75% durch die Schmitz-Stiftung aus Bundesmitteln gefördert – und ist auch der Einstieg in die Förderung von größeren Projekten.
Der schon seit langem versprochene 3. Kindergarten, dessen Baukosten inzwischen auf über 200.000 € geschätzt werden, soll nämlich ebenfalls anteilig mit Bundesmitteln finanziert werden. Ein Plan, den der Vaterstettener Architekt Ralph Maurer und sein Team kostenlos erstellt hat, wurde bereits mit den Verantwortlichen in Äthiopien abgestimmt. Sobald das Weberprojekt in diesem Jahr abgeschlossen ist, steht die Beantragung eines Zuschusses für das Projekt „KiGa 3“ an. Begleitet werden soll der Bau von intensiven Qualifizierungsmaßnahmen für bisheriges und neues Personal. Wichtig dabei ist, dass vor allem lokalen Strukturen bei der Durchführung Verantwortung übernehmen – das Partnerschaftskomitee mit sich deshalb in eine äthiopische NGO verwandeln.
Finanziell ist der Verein für das kommende Großprojekt gut aufgestellt: Das Vermögen betrug zum Jahreswechsel rund 125.000 €, wobei auf Seiten der Einnahme noch einige Projektausgaben aus 2019 mit Zuschussgebern abgerechnet werden müssen. Dennoch würde sich Vorsitzender Anton Stephan weiter über Zuflüsse durch neue Mitglieder freuen: „Das sind jährliche Einnahmen auf die wir uns sicher verlassen können.“ Angesichts der enorm gestiegen Baukosten verspricht er jedoch: „Der 3. Kindergarten ist bestimmt unser letzter.“ Dem Thema Bildung und Ausbildung werde man aber treu bleiben.
Erste neue Initiativen kommen hier vom Humboldt-Gymnasium, in den vergangenen Jahren mit dem Sponsorenlauf der größte Einzelspender des Vereins: Ein P-Seminar aus Schüler der 11 Klasse wird den Lauf zum ersten Mal in seiner Geschichte selbst organisieren und plant mit den Einnahmen die Unterstützung der Secondary und Preparatory School in Alem Katema. Nicolas Paul stellte das Projekt im Rahmen der Mitgliederversammlung kurz vor: Möglich sei die Unterstützung mit Mobiliar und Unterrichtsmaterial – aber auch mit Fortbildungen für Lehrer. Der Bedarf vor Ort sei bereits ermittelt worden, nun freuen sich die Schüler des Humboldt-Gymnasiums vor allem darauf, bald direkt mit den Schülern in Äthiopien durch eine WhatsApp-Gruppe in Verbindung zu treten. Der langjährige erste Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, Sepp Klement, zeiget sich begeistert: „Genau so geht es – das ist die Zukunft!“
Apropos Zukunft – im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden auch alls Gründungsmitglieder des Vereins geehrt – davon anwesend: Olga und Sepp Klement, Anna und Günter Lenz, Richie Hecker und Jo Neunert.